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Expedition auf Abwegen

Scheitern gehört zur Wissenschaft wie der missglückte Versuch zum Experiment. Hier nehmen uns unsere Forschenden Ralph Peters und Umilaela Arifin mit auf die weniger ruhmreichen Etappen ihrer Forschungsreisen. 

In Regenwaldländern wie in Gabun, in Zentralafrika, treibt ein millimeterkleiner Sandfloh sein Unwesen. Dieser Parasit fühlt sich besonders in gut besuchten sandigen Böden pudelwohl. Warum? Weil er dort seine tierischen und menschlichen Opfer findet, in deren Haut er sich bohrt, um zu wachsen und seine Eier zu produzieren. Für die betroffenen Menschen ist das alles andere als lustig: Juckreiz, Entzündungen – der Floh kommt mit Nebenwirkungen. Für Dr. Ralph Peters ein kleiner Preis, den er als Wissenschaftler gerne bereit ist zu zahlen. Er erforscht die stammesgeschichtliche Entwicklung von Insekten, also deren Phylogenie. Um die DNA seiner Tiergruppe zu erschließen, hat er das Erbgut des kleinen Flohs als Bereicherung für seine Datenbank auserkoren. Und was tut Ralph Peters, um an dieses genetische Juwel zu kommen? Er ignoriert einfach sämtliche Warnungen und düst barfuß über gut besuchte Sandflächen, um den Winzling anzulocken. Doch trotz dieser heldenhaften Aktion schafft er es nicht, sich den Parasiten einzuverleiben. Enttäuscht, mit leeren Händen und gesunden Füßen macht er sich auf den Weg nach Hause.

Aber Halleluja! Teamarbeit rettet den Tag. Kollegin Dr. Julia Schwarzer entdeckt zu Hause einen blinden Passagier an ihrem Fuß – einen Sandfloh. Und so schafft es der genetische Beitrag des Parasiten doch noch über Umwege in die Datenbank des LIBs. Wer hätte gedacht, dass das kleine Insekt so wählerisch ist?

Zu banal, um wahr zu sein? Von wegen. Dass das leibliche Wohl einer Gruppe von Forschenden eine ganze Expedition durcheinander bringen kann, hat unsere Kollegin aus der Sektion Reptilien und Amphibien, Dr. Umilaela Arifin, erlebt. Auf einer ihrer Forschungsexpeditionen in Sumatra hat sie sich mit einem Team aufgemacht, um Frösche, Echsen, und Schlangen zu sammeln. Die tagelange Feldarbeit forderte die Forschenden intensiv. Um die Tiere während ihrer aktiven Phasen anzutreffen, jagden sie nachts mit Stirnlampen nach Amphibien und fingen tagsüber per Hand oder Blasrohr die baumbewohnenden Reptilien. Anschließend konservierten sie jedes einzelne Exemplar akribisch. Am Ende waren alle erschöpft, aber zufrieden auf der Heimfahrt. Doch dann: die unerwartete Wendung. Das Team bemerkt, dass ihre wertvollen Exemplare verschwunden sind. Es dämmert ihnen, dass sie diese vergessen haben, als sie sich an einem Streetfood-Stand mit Durianfrüchten gestärkt haben. Panik bricht aus, als dem Team klar wird, was das für ihre wissenschaftliche Mission bedeutet. Bleibt ihnen nur, die eigenen Spuren zurückzuverfolgen und zur Verfolgungsjagd durch den Dschungel aufzubrechen.

Doch keine Sorge, auch hier gibt es ein Happy End: Die Exemplare tauchen auf, nicht in einem exklusiven Zoo, sondern in der Nähe eines Müllhaufens. Da war die Erleichterung groß, und die Erkenntnis: Forschende müssen Ausdauer beweisen und Herausforderungen lauern auch an Orten, an denen sie niemand erwartet.

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