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Zwischen gestern und morgen

Wir denken oft, die Gegenwart sei das Maß aller Dinge, unsere Kulturlandschaft mit Rapsfeldern und Heidehügeln sei Natur pur. Das gesellschaftliche Phänomen, den Ist-Zustand als normal zu begreifen, ist als „Shifting Baseline Syndrom“ bekannt. Doch das Verständnis von Natur und wie diese aussah, änderte sich fortlaufend, wie der Blick in die Vergangenheit zeigt.

Blick in vergangene Welten

Wenn wir aktuelle Entwicklungen deuten und für die Zukunft globale Veränderungen vorhersagen wollen, müssen wir zurück in die Vergangenheit reisen. 

Ein Blick in unsere wissenschaftlichen Sammlungen gibt Aufschluss darüber, welche Faktoren für Veränderungen der Artenvielfalt verantwortlich waren. Die Sammlungen liefern uns Anhaltspunkte dazu, wie Klima- und Ökosystembedingungen einmal aussahen. Mit ihnen können wir erfahren, welche Arten zur heimischen Tierwelt gehören oder sich durch unser Zutun neu angesiedelt haben. 

Die annähernd 16 Millionen Sammlungsobjekte des LIBs aus den Bereichen der Zoologie, Mineralogie, Geologie und Paläontologie sind Zeitkapseln aus der nahen Vergangenheit wie aus weit zurückliegenden erdgeschichtlichen Epochen. Hierzu gehören hunderttausende Proben aus der Biobank, einer Art „Frozen Zoo”, in der genetisches Material, Gewebe und Zellen von Tieren sowie Umweltproben ultrakalt und lebensfähig für die Zukunft konserviert werden. 

Die Sammlungen dienen unseren Forschenden als Referenzdatenbank, mit der sie Funde aus lebenden Populationen mit historischen Präparaten abgleichen können. Sie analysieren sowohl die äußeren Erscheinungsmerkmale als auch die DNA, um Veränderungen einzelner Arten und ganzer Ökosysteme herleiten zu können. So finden sie heraus, ob und wie sich Umweltveränderungen im Laufe der Zeit auf die Genome der Arten auswirken. 

Wenn wir über die biologische Vielfalt reden, müssen wir die Uhr zurückdrehen. Schon die Entstehung der Erde und die Entwicklung der Biodiversität auf unserem Wasserplaneten war geprägt von einer Wechselwirkung zwischen der Diversität der Minerale und Gesteine sowie der Diversität der Organismen. Viele Minerale hätte es ohne Leben nicht gegeben, vieles Leben ohne Minerale nicht. 

Seit der Industrialisierung steigt der Einfluss von uns Menschen auf die Natur enorm. Gleichzeitig nimmt die Biodiversität ab, da wir die Lebensräume für wildlebende Tiere verändern oder zerstören. Der zunehmende Handel mit Wildtieren oder Wildtierprodukten wie Stoßzähnen führt zur Auslöschung vieler Arten. Mit dem engen Kontakt von uns Menschen zu wilden Tieren wächst die Wahrscheinlichkeit neuer Pandemien. 

Zusammenspiel unterschiedlicher Methoden 

Um die Biodiversität erforschen zu können, greifen unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf verschiedene Methoden wie Barcoding oder Datenmodellierung zurück. Zoologinnen und Zoologen erkennen die Veränderungen der Arten und Ökosysteme auf der Basis morphologischer, molekularer und genetischer Untersuchungen. Paläontologinnen und Paläontologen ziehen bei ihren Untersuchungen zu frühen Ökosystemen zusätzlich noch Erkenntnisse aus Fossilien. Erst das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Methoden und Disziplinen erlaubt eine fundierte Skizzierung längst vergangener Zeitalter und eröffnet Blicke in die Zukunft.

Seit etwa 200 Jahren sammeln Menschen hierzulande wie in Bonn und Hamburg systematisch Naturobjekte. Die Sammlungen spiegeln nicht nur den Zustand der Natur, sondern auch, wie die Sammlerinnen und Sammler die Natur betrachten und welche Fragen sie geleitet haben.

Heute fließen digitale Informationen weltweit in öffentlichen Datenbanken zusammen. Dabei bleibt das Objekt im Fokus: Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen sich intensiv mit der Herausforderung, wie wir heute am besten sammeln, um in zehn oder 20 Jahren aus den verschiedensten biologischen Proben so viele Informationen wie möglich zu erhalten – mit Methoden und Techniken, die wir heute noch gar nicht erahnen.

 

Einfach gesprochen

Shifting Baseline Syndrom

Beim „Shifting Baseline Syndrom“ handelt es sich um ein Phänomen der Umweltforschung. Grundsätzlich beschreibt es die Tendenz, dass sich die Vorstellungen und Erwartungen einer Gemeinschaft in Bezug auf die Natur ständig verändern. Was heute als normal und akzeptabel betrachtet wird, kann schon morgen in einem gänzlich anderen Kontext gesehen werden.

Der Berg Kaukasus in Georgien

Der Kaukasus in Georgien ist extrem artenreich. Hier konnte sich eine ganz eigene, extrem vielfältige Tier- und Pflanzenwelt entwickeln. 

Illustration Frosch und Schriftzug

Arten kennen und verstehen

Wir wissen bislang nur wenig über die Biodiversität unserer Erde. Aktuellen Schätzungen zufolge unterscheiden wir weltweit acht bis zehn Millionen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Von diesen wurden nur etwa zehn Prozent wissenschaftlich beschrieben. Auch in Deutschland sind noch Tausende Arten unentdeckt - und unbenannt.

ausgestellter "Bonner Kantinenstör" im Museum

Geheimnisse unserer Sammlungen

Unsere Sammlungsobjekte bergen fesselnde bis kuriose Geschichten: von den Brandschäden des Naturhistorischen Museums in Hamburg bis zum Schicksal des Bonner “Kantinenstörs”, der als letzter seiner Art verspeist wurde. Jedes Stück erzählt nicht nur von der Natur, sondern auch von den Menschen und Ereignissen, die sie geprägt haben. 

Illustration Weltkugel, Tiger, Schnecke

Globalisierung im Tierreich

Sie reisen als blinde Passagiere quer über Kontinente, um sich in fremden Lebensräumen auszubreiten. Sie wandern mit steigenden Temperaturen von Süden nach Norden oder werden weltweit illegal gehandelt. Wir Menschen beeinflussen das Leben vieler Tierarten, sei es durch Handel und Reisen, Veränderung der Lebensräume oder Klimawandel. 

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